Steffen Hörning, Anwalt für Opferrechte und Landesvorsitzender des WEISSEN RINGS in Niedersachsen, sprach im Interview vom 27.01.2024 mit der Nordwest Zeitung Oldenburg über seine Erfahrungen mit Stalking-Opfern und betonte die Bedeutung, Stalking ernst zu nehmen und in der Gesellschaft mehr Bewusstsein dafür zu schaffen. Er erklärte, dass Stalking oft unterschätzt wird. Opfer erfahren oftmals psychische Gewalt, die nicht sofort erkennbar ist wie z.B. körperliche Verletzungen.
Hörning betonte, dass Staatsanwaltschaften und Gerichte mehr Sensibilität für das Thema Stalking entwickeln müssen. Er bemängelte, dass Opfer oft das Gefühl haben, nicht ernst genommen zu werden, und dass die Schwere der Situation von Justizvertretern unterschätzt wird.
Die niedrige Zahl von gemeldeten Stalking-Fällen deutet laut Hörning auf eine hohe Dunkelziffer hin, da viele Opfer aus Angst vor weiteren Übergriffen keine Anzeige erstatten. Er ermutigte Opfer, sich frühzeitig zu wehren, die Polizei einzuschalten und Anzeige zu erstatten.
Für Angehörige von Stalking-Opfern empfahl Hörning, präsent zu sein und die Polizei zu informieren, anstatt sich selbst mit dem Täter zu konfrontieren. Er betonte, dass Stalking ein Straftatbestand ist und dokumentiert werden sollte, um rechtliche Schritte zu unterstützen.
Als Anwalt sieht Hörning weiteres Potenzial in der Durchsetzung von Maßnahmen gegen wiederholte Stalker, wie beispielsweise Langzeitgewahrsam oder konsequente Anklagen bei Verstößen gegen Gewaltschutzanordnungen. Er betont die Notwendigkeit einer konsequenten Sanktionskette, um unbelehrbaren Stalkern entgegenzuwirken.